„Boris, dich gibt es nur in sw, oder?“ Überwiegend ja, ABER…!

Mich hatte kürzlich auf einem Fotografen- und Model-Meetup in Bremen ein Kollege gefragt: „Boris, dich gibt es nur in sw, oder?“ Tatsächlich belichte ich überwiegend in sw aus, da es mir oft für die gewünschte Bildstimmung besser gefällt, authentischer und echter rüber kommt. Da meine Bildsprache ausschließlich facefocused ist, sage ich immer: „Ich mache sensual-PORTRÄTS!“, auch wenn es vom Schnitt in den Ganzkörper-Bereich geht. Es ist fast immer der Ausdruck, der ins Bild zieht um dann die weiteren Gestaltungselemente preis zu geben. Farbakzente lenken mir da oftmals zu sehr ab.

Natürlich weiß ich bei vielen Bildern bereits beim Shoot ob ich es in Farbe oder sw präsentiere. Es ist für mich aber kein Dogma, dass für alle meine Bilder gelten muss. Es gibt Bilder, bei denen die Bildstimmung in Farbe für mich einfach besser transportiert wird, wie z. B direkte Gegenlicht-Setups, bei denen die smoothe, pastellige Lichtstimmung in sw ehre flach und langweilig wirken würde oder wenn die Bilder bereits bei der Aufnahme im passendem Farbklima reingelaufen sind. Da ich meine Bildsprache nicht durch dominante Farblooks überlagere, sollte bei mir das Farbklima bereits bei der Aufnahme für mich stimmig sein.

Meine Bilder betrachte ich übrigens auch während des Shoots in der Farbvorschau und entscheide erst in der Post, welches in sw ausbelichtet wird. Die Belichtungsanzeige oder das Histogramm sind bei der Arbeit mit Fensterlicht übrigens kein guter Ratgeber, da die Dynamik von Fensterlicht in einem möblierten Raum die Technik oftmals in die Irre führt. Danach urteilend wären viele meiner Bilder falsch belichtet. Hier ist es viel wichtiger zu sehen, wie und wo das Licht für die jeweilige Bildstimmung optimal verläuft, live und bei der Beurteilung am Display. Erst dann kann ich entscheiden was noch verändert werden müsste. Es geht hier zuerst immer um die Position des Modells zum Licht sowie die optimale Arbeitsachse! Viele denken beim Einstellen des Lichts zuerst an die Rädchen ihrer Kamera (Verschlusszeit, Lichtempfindlichkeit). Damit ändere ich den Lichtverlauf aber in keinster Weise.

Es ist übrigens eine eher dogmatische Sicht, dass man Tageslicht erst begreift, wenn man vorher auch mit Studiolicht gearbeitet hat. Ich z. B. habe das Sehen von Licht ausschließlich über meine Arbeit mit Tageslicht begriffen.

Euch eine gute Zeit
Boris