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rendez-vous au Café Paris

Ich war mit Gabi in der Stadt unterwegs um eine Bildstrecke eher mondäner Art mit einem Hauch Pariser Flair einzufangen. Meine Interpretation des Art Noir. Da ich an diesen Stadtteil keine richtige Erinnerung mehr hatte, habe ich mich 30 Minuten vor der verabredeten Zeit eingefunden, um nach geeigneten Spots zu scouten und noch eine passende Tageszeitung einzusammeln. Die Vorbereitung hat sich gelohnt. Auch bei dieser Bildstrecke ist das “Mood” eher die Stimmung, die ich mit einem Pariser Stadtteil wie z. B.  Saint-Germain-des-Prés verbinde, als das ich fertige Bilder im Kopf hätte. Die entstehen dann erst im kreativen Prozess. Und ich lasse mich durch die Dynamik der Menschen vor der Kamera inspirieren. So entstehen Dinge, die ich gar nicht hätte planen können – welche aber schlussendlich zu etwas durchaus Interessantem führen.

 

 

„in between“ – die Sehnsucht nach dem Bild dazwischen

„In between“ ist ein wichtiger Teil meiner Bildsprache und somit auch ein Teil von mir. Ich bin fast schon obsessiv auf der Suche nach „dem Bild dazwischen“, das – auch wenn es einer Inszenierung unterliegt – wie beiläufig erscheint. Als würde der Bildbetrachter zufällig einer Geschichte oder eines Augenblicks beiwohnen. So entstehen mitunter narrative Bilder, die eine intensive Nähe aufbauen und so dem Bildbetrachter das Gefühl vermitteln dabei zu sein. Da ich überwiegend in Bildstrecken denke, ist mir dies auch in Bezug auf Authentizität sehr wichtig.

Wohlgemerkt gilt dies für meine Bilder, im Genre Porträtfotografie. Es gibt Fotografen, die es grandios verstehen, die bewusste Inszenierung in den Vordergrund zu stellen und Bilder entstehen lassen, die ich richtig feiere. Es ist nur nicht das Genre, welches mir entspricht.

Die Bilder mit Caro, die diesen Beitrag begleiten, sind zu einer Bildstrecke entstanden, die auch in gedruckter Form in meinem FineArt-Magazin issue 05 veröffentlicht wurde. Wenn dieser zarte Faden von Vertrauen so belastbar ist und alles irgendwie von selbst läuft und keiner sich erklären muss. Auch bei diesem Shoot mit Caro habe ich dies erleben dürfen. Sie sagte nur, lass uns mal was am Vorhang machen. Wir haben nicht gesprochen. Es war aber, als wären wir durch eine unsichtbare Leitung direkt miteinander verbunden. So sind im Flow diese wundervollen Bilder entstanden. Wie der letzte Spiegelschlag verklungen war, waren wir beide ein Stück weit Sprachlos und auch berührt von dieser Stimmung. Als wir die Bilder betrachteten, sagte Caro: „Für mich ist das unglaublich erotisch, so pur. Einfach ich. Das war Magie, oder?“ Ich hätte es besser nicht beschreiben können.

Kontrolle frisst Kreativität

Es gibt durchaus Fotografen, denen beim Abgeben der Kontrolle unwohl wird und die auch überzeugt sind, sie wären dann nicht mehr Gestalter des Bildes. Ich habe natürlich stets Ideen im Kopf, meistens viel zu viele und ich gebe einen gewissen Rahmen vor. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Shooting, je mehr man es laufen lässt, umso besser und kreativer verläuft. Es sind dann meistens Stimmungen die ich einfangen bzw. transportieren möchte, als das ich bereits fertige Bilder im Kopf habe. Die entstehen dann oft erst im kreativen Prozess und der Interaktion mit den Menschen vor der Kamera. Und ich lasse mich gerne durch die Dynamik der Frauen vor meiner Kamera inspirieren. Tatsächlich stecke ich in diese „zufälligen Augenblicke“ sehr viel Achtsamkeit und Energie. Anders als in Kameratechnik, die ich für meine Bildergebnisse als absolut sekundär erachte.

Am Ende bin ich selbst davon überrascht, welche Bilder dabei entstehen. Besser und authentischer, als ich sie je hätte planen können.

Was sind meine Zutaten für „in between“?

Stimmung schlägt Perfektion

Eine Hauptzutat ist sicherlich die Stimmung zwischen den Menschen, die für gemeinsame Bilder antreten und das Vertrauen in das gemeinsame Schaffen, damit auch ein gemeinsamer Kreativitätsprozess umgesetzt werden kann. Wenn ich ein Bild betrachte, dann sehe ich, was zum Zeitpunkt des Auslösens zwischen zwei Menschen auf der Beziehungsebene stattgefunden hat. Mehr dazu findet ihr auch hier in meinem Beitrag: Modell-Kommunikation oder der „Pudelwohlfühl-Faktor”

Anders als beim eher handwerklich orientiertem Abarbeiten von Bildideen, ist es mir wichtig, dass ein gemeinsamer Flow entsteht. Auch ein Grund, warum ich in Bezug zu Kameratechnik sehr reduziert bin. Technik will betreut werden und erzeugt zusätzliche Barrieren. Ich hatte auf meiner Shootingtour nach Fuerteventura (die Grundlage für „Seven Days in Paradise“) tatsächlich nur eine Kamera und ein Objektiv am Start.

Mir ist es wichtiger, meine Energie auf die Menschen vor der Kamera zu konzentrieren, damit ein gemeinsamer und vertrauensvoller Flow entsteht, der die Kamera bestenfalls vergessen lässt. Für mich eine wesentliche Voraussetzung, damit Bilder mit Seele entstehen können.

Einen Rahmen schaffen

Wenn ich die „Bilder dazwischen“ bekommen möchte, muss ich dafür aber einen Rahmen schaffen. Heute nutze ich sehr oft den sequenziellen Einsatz von stimmigen Handlungsfolgen. Sprich sie posed nicht statisch für eine Bildidee, sondern tut ganz konkret etwas das Sinn ergibt. Beispielsweise anstelle nur die halb geöffnete Bluse anzufassen, knöpft sie diese tatsächlich auch auf oder zu. Den Blick entsprechend ihren Fingern folgend. Sie geht in ihren eigenen Flow der einer Handlung und Stimmigkeit folgt, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, was wohl der Fotograf von ihr erwartet. Dies genau ist übrigens auch der Unterschied zwischen einem Abbild und einem Prozessbild. In punkto Authentizität liegen zwischen beiden oft Welten!

Dies funktioniert übrigens in allen Situationen. Schließlich folgt eine Bewegung im richtigen Leben ja auch immer einer Motivation bzw. einem Ziel. Wenn ich ihr innerhalb dieser Handlung die Kontrolle überlasse, wird sie diese mit ihrem ganz natürlichem Körpergefühl ausführen. Wie im richtigen Leben auch. Und genau diese lebendigen und echten Bilder brauche ich für meine Bildsprache.

Den Zufall provozieren

Jetzt muss ich diesen „Zufall“ aber auch provozieren um ihn einfangen zu können. Dafür shoote ich mit den Menschen vor meiner Kamera gerne im gemeinsamen Takt, der durch die Kameraauslösungen begleitet wird. Wie auch bei einem Tanz. Dies aber nicht im Dauerfeuer von Mehrfachauslösungen, sondern immer bewusst einzeln ausgelöst. In dem vollen Bewusstsein, dass ich die Kontrolle ein Stück weit abgebe und auf die gemeinsame Dynamik vertraue. Aber auch Bilder entstehen werden, die nicht brauchbar sind. Wie auch beim Tanz, unschöne Wechselschritte notwendig sind um die nächste Figur einzuleiten.

Ich nenne es den „Provozierten Zufall“! Würde ich jetzt nur konzentriert auf die Bilder hinarbeitet die ich im Kopf habe und auch nur dann auf den Auslöser drücken, werde ich „in between“ sicherlich verpassen. Eine voreilende Erwartungshaltung an das Ergebnis lässt uns vielleicht unfähig sein zu sehen, was noch alles für wundervolle Momente entstehen können. Erst wenn ich loslasse und schaue, wohin es mich führt, findet ein „gemeinsamer Tanz“ statt, dem sich auch die Menschen vor der Kamera hingeben können. Nur mit Ratio lässt sich dies nicht erzwingen. Wer einmal der Faszination des Tangotanzens erliegt, weiß, dass die gemeinsamen Bewegungen und die damit verbundene Interaktion KEINE Kopfsache ist.

Ein weiteres wichtiges Element ist es, diese Bilder „in between“ bei der Bildauswahl dann auch zu erkennen. Im Vergleich zu Bildern, die einen Hauch inszenierter wirken. Dieser Grat ist manches Mal extrem schmal. Da reicht bereits eine leicht unterschiedliche Augenposition um über stimmig und unstimmig zu entscheiden. Ich frage mich stets, glaube ich es ihr, was ich auf dem Bild sehe.

Wenn ihr es selbst erleben und erlernen wollt, es ist eine von diversen Techniken, die ich in meinen Workshops und Coaching vermittle. Mehr dazu siehe HIER

 

NEWSLETTER #04 // September 2022

Bilder mit kleinem Budget „Zero Reflection“ hängen

Heute gibt es einen Quicktipp, wie ich meine Bilder ohne Reflektionen hänge, wobei ich beim Rahmen achte und ob ein Passepartouts Pflicht ist. Den Beitrag dazu gibt es HIER

How I think about it // Kann ich Licht besser beurteilen, wenn ich das Kameradisplay auf SW stelle?

Was die Lichtsetzung angeht, bin ich ein absoluter Nerd und sehr anspruchsvoll, wenn es darum geht das Licht bereits bei der Aufnahme spannend in die Kamera laufen zu lassen! Deswegen ist das antizipieren der, beim jeweiligen Motiv, vorliegenden Lichtstimmung, meines Erachtens eines der „handwerklich“ wichtigsten Skills in der Fotografie. Warum das umschalten des Kameradisplays auf SW aber nicht zwingend zu besseren Entscheidungen bei der Lichtsetzung führt erfahrt ihr HIER

Selected Works

Hier gibt es eine Strecke mit Maike. Wir waren jenseits von Afrika in einem sehr coolen Wanderdünengebiet unterwegs. Die Bildstrecke gibt es HIER 

+++ SAVE THE DATE +++ Ausstellung und Ateliergespräch am 08. Oktober 2022

Ich möchte euch in mein Galerie- und Arbeitsloft einladen, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Es gibt eine Ausstellung mit ca. 25 Bildern von mir. Gleichzeitig feiere ich die Veröffentlichung meines letzten Bildbandes “in between”, zu dem ich dann auch ein paar Worte verlieren werde. Und es wird die eine oder andere Hintergrundinfo zu meinen Bildstrecken, sowie einen Life-Act zu meiner Arbeit geben. Natürlich seid ihr auch eingeladen eine schöne Zeit mit guten Gesprächen zu verbringen. Termin: 08. Oktober 2022 von 14:00 – 18:00 in Ritterhude. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Aber Anmeldung bitte unbedingt per E-Mail da die Plätze begrenzt sein werden.

Newsticker

  • Es gibt wieder einen neuen Workshop-Termin. Am Sonntag, den 23. September 2022. Es sind noch Plätze frei. Mehr dazu gibt es HIER 

Buchempfehlung

Heute möchte ich euch “Maximum Shadow Minimal Light” von Gustavo Minas vorstellen. Der vielfach ausgezeichnete brasilianische Fotograf Gustavo Minas macht Entdeckungen dort, wo scheinbar schon alles bekannt ist. Subtil wirft der Meister des Lichts und der Schatten in den Straßen Brasiliens seinen Blick auf das Alltägliche und das Unspektakuläre und schafft mit seiner Bildsprache eine neue Welt. Obwohl Streetfotografie nicht mein Genre ist, haben mich die Arbeiten von Gustavo Minas sehr begeistert. Er ist in der Lage Gegebenheiten und Handlungen, die augenscheinlich nicht zusammenhängen, in extrem kurzer Zeit zu antizipieren und in einen gemeinsamen Kontext zu bringen. Dies dann auch noch brillant fotografiert! Da ich grade erst mehrere Bildstrecken in einer belebten Innenstadt geshootet habe, ist dieses Buch sehr inspirierend. Zu sehen mit welcher vermeintlichen Leichtigkeit seine Bilder entstehen, macht einen aber auch fertig! Was bei mir in der Fotografie meistens zu einem Ansporn und positiven Motivationsschub führt.

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Wenn ihr besondere Anregungen, Themen oder Fragestellungen zu meiner Fotografie habt, schreibt es mir sehr gerne! per E-Mail. Vielleicht greife ich euer Thema ja bereits im nächsten Newsletter auf.

Danke für eure Aufmerksamkeit und euch eine gute Zeit

Euer Boris

 

Archiv

 

Wie ich die Bilder in meiner Galerie “zero reflection” hänge

In meinem Galerie- und Arbeitsloft habe ich die Möglichkeiten einige Arbeiten von mir zu hängen. Ich habe den Luxus, mit jeder Ausgabe meines FineArt-Magazins, bei meiner Druckerei immer auch eine Reihe Großformate im Pigmentdruck auf mattem 170g GalaxiArt Samt mit drucken zu lassen. Diese ziehe ich dann für die Rahmung auf einen „Fixmount“ Selbstklebekarton (1,5 mm) auf.

Ich habe einen Rahmenhersteller (DEHA) gewählt, der ein sauber verarbeitetes Produkt zu einem guten Preis anbietet (mattschwarz, b 15, h 25). Was mich allerdings immer gestört hat, dass eine Spiegelung den Gesamteindruck trübt. Selbst bei hochwertigen Gläsern. Der Griff zu Museumsglas würde den Rahmenpreis locker verdoppeln. Und auch dieses ist nicht zu 100% reflektionsfrei. Aus diesem Grund hänge ich meine Arbeiten bei mir „glaslos“, also quasi „zero reflection“. Das Ergebnis überzeugt mich. Der Pigmentdruck kommt um Längen plastischer und stärker rüber, als hinter Glas. Da sich der Publikumsverkehr in grenzen hält, ist die Gefahr von Fingerpatschen eher gering. Etwas anderes wäre es sicherlich, wenn ich in einer Ausstellung die Exponate gleichzeitig abverkaufen möchte. Für mich ist es wichtig, dass meine Arbeiten hochwertig präsentiert werden. Ich würde aber für Museumsglas nicht das doppelte Budget in die Hand nehmen, wenn ich glaslos ein besseres Ergebnis erziele. Zumindest für meinen Anwendungsfall. Bei 20 Bildern ist die Preisdifferenz, ohne deutlichen Mehrwert, schon beträchtlich.

Bei Rahmenherstellern möchte ich den „Platzhirschen“ Firma Halbe nicht unerwähnt lassen. Halbe bietet hochwertige Rahmen mit einem Magnetverschluss an, der es ermöglicht das Bild schneller zu tauschen. Dies hat allerdings seinen Preis, dem man dem Produkt bei der Präsentation im Vergleich zu ebenso gut verarbeiteten Rahmen nicht ansieht. Wenn ihr regelmäßig wechselnde Ausstellungen bedient, ist die Abwägung zwischen Komfort und Budget sicherlich einen Gedanken wert. Da Halberahmen bei der Einlegetiefe exakt gerechnet sind, sollte mit einer Toleranzzugabe bestellt werden, die die max. mögliche Einlegetiefe auch für zukünftige Projekte (Druck, Träger und Passepartout) berücksichtigt. Bei geringeren Einlegetiefen kann dann mit Karton aufgefüllt werden. Da ich meine Bilder nicht monatlich wechsle, steht der Aufpreis für mich in keinem Verhältnis zum Nutzen. Das muss aber jeder für sich abwägen.

Mit Passepartout oder ohne? Hier trennen sich scheinbar die Geister. Wobei auch „namenhafte“ Fotografen, die zum einen das klassische Passepartout als das Mittel der Wahl propagieren, dann einen Teil ihrer Arbeiten plötzlich vollformatig präsentieren (Das Bild füllt den Rahmen komplett aus). Ich denke hier gibt es, wie auch sonst in der Fotografie, kein dogmatisches richtig oder falsch! Beim Format und der Rahmung gilt, wie auch für viele andere Punkte in der Fotografie: Es muss zu euren Bildern und der Bildaussage passen. Das eine kommt über ein Passepartout besonders zur Geltung, wo ein anderes Motiv über eine vollformatige Präsentation wesentlich intensiver wahrgenommen wird und die notwendige Nähe aufbaut. Letzteres gilt tatsächlich für viele meiner Bilder. Ich habe in meiner Galerie sowohl Bilder mit Passepartout (eher kleinere Formate), als auch größere Formate rahmenfüllend gehängt.

Übrigens die zwei unteren, angelehnten Bilder, sind noch unter Glas. Ich verwende das Hängesystem der Firma Leha. Die Bilder können auf jeder gewünschten Position mit transparenten Nylonschnüre gehängt werden.

 

Kann ich Licht besser beurteilen, wenn ich das Kameradisplay auf SW stelle?

Warum das umschalten des Kameradisplays auf SW nicht zwingend zu besseren Entscheidungen bei der Lichtsetzung führt.

Was die Lichtsetzung angeht, bin ich ein absoluter Nerd und sehr anspruchsvoll, wenn es darum geht das Licht bereits bei der Aufnahme spannend in die Kamera laufen zu lassen! Ich werde zu meinen SW-Bildern häufig befragt, ob ich diesen Look in der Nachbearbeitung erziele. Wer glaubt, er könne es in der Nachbearbeitung noch entscheidend beeinflussen, wird enttäuscht werden. Der primäre Lichtlook ist, wie viele andere wichtigen Aspekte, auch bei mir mit dem drücken des Auslösers festgeschrieben und die Kreativarbeit getan.

Deswegen ist das antizipieren der, beim jeweiligen Motiv, vorliegenden Lichtstimmung, meines Erachtens eines der „handwerklich“ wichtigsten Skills in der Fotografie. Bei natürlichem Licht entscheidet die Position des Modells zur Lichtquelle (dem Fenster) und die Lichtformung darüber, ob das Ergebnis polarisierend fleckig und überstrahlt, eher neutral flach oder richtig spannend im Licht- und vor allem im Schattenverlauf umgesetzt ist. Nicht die Knöpfchen an der Kamera! Ich muss mit den Schatten arbeiten und modellieren können. Außerdem beeinflusse ich mit der Lichtsetzung by the way auch die Plastizität des Gesichts und der Gesamtkomposition. Z. B. zu nah an der Lichtquelle oder einfach zu flach im Verlauf nehme ich dem Gesicht seine natürliche Plastizität. Man könnte auch etwas überzeichnet sagen, ein fein modelliertes Gesicht wird über eine unbedachte Lichtsetzung zum „Pfannen-Kuchengesicht“, was übrigens auch respektlos dem Modell gegenüber wäre. Auch einer der Gründe, warum sich Menschen auf Bildern nicht gleich wieder erkennen. All diese Kriterien haben aber nichts damit zu tun, mit welchem Preset ich das Bild in der Nachbearbeitung akzentuiere.

Aber zurück zu der Frage, ob ich den Lichtverlauf an einem auf SW-gestellten Kameradisplay besser beurteilen kann. Insbesondere, wenn das Ziel bereits die SW-Ausbelichtung ist. Diese Frage wird auch häufig in meinen Workshops gestellt. Ich persönlich teile diese Ansicht nicht! Auch wenn ich 90% meiner Bilder in SW präsentiere, fotografiere ich in Farbe, sprich – auch mein Kameradisplay / OLED-Sucher steht auf Farbe. Mit den Werkseinstellungen, ohne ein verzeichnendes Preset. Wenn Fotografen (auch namenhafte) behaupten, sie würden es in SW besser beurteilen können, vielleicht auch schon seit langem nur noch mit einer SW-Vorschau arbeiten, glaube ich, dass sie sich einfach nur daran gewöhnt haben das Licht jetzt in SW zu beurteilen. Das ist aber denke ich eher ein romantisches Gefühl, als dass es messbar wäre. Ich sehe und beurteile meine Umgebung schon mein ganzes Leben in Farbe, ich lese das Licht in einem Raum in Farbe und habe alle Informationen, die ich für die Lichtsetzung brauche. Warum sollte ich es plötzlich in diesen wenigen Sekunden, die ich auf einen SW-Display schaue, besser sehen? Dazu kommt noch, dass ein Farbbild in den Nuancen wesentlich feiner abgestuft ist, als ein SW-Bild. Ich bekomme auf dem Farbbild schlicht mehr und feiner abgestufte Informationen, auch zum Lichtverlauf, so dass ich auch die Schatten besser beurteilen kann. Was für meine Bildstimmung essenziell ist.

Wo ich allerdings uneingeschränkt mitgehe und dies gilt bei mir gleichermaßen für die gewählte Kameratechnik: Wenn es euch innerhalb des Prozesses mehr Freude bereitet die Bilder bereits in SW zu betrachten, um so auch schon ein Endergebnis in Händen zu halten, place any, dann ist dies absolut gerechtfertigt. Ich denke man sollte im Workflow so arbeiten, dass es einem Spaß macht und motiviert. Vorausgesetzt, man erzielt das gewünschte Ergebnis. Daraus zu schließen, man könnte das Licht für ein SW-Bild besser beurteilen, halte ich allerdings für sehr gewagt. Da ist, glaube ich, der Wunsch eher der Vater des Gedankens.

Wäre dem so, dann würde ich mich ernsthaft fragen wie die Fotografen, die über Generationen mit ihrer guten bis genialen Lichtsetzung in ihren SW-Bildern begeistern, dies überhaupt hinbekommen haben. Haben doch viele von ihnen analog fotografiert, ohne jemals vor dem Auslösen das Ergebnis in SW gesehen zu haben.

Ein gutes Auge fürs Licht und damit verbunden einer guten Lichtsetzung hat nichts mit der Kameravorschau in SW oder Farbe zu tun. Wer aus diesem Grund jetzt seinen Kamera-Display umschaltet oder gar zu einem SW Sensor greift, wird sich wahrscheinlich wundern oder gar enttäuscht sein, dass diese Maßnahme nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt. Auch wenn „namenhafte“ Fotografen vielleicht gerne damit kokettieren, ungeachtet dessen, dass sie außerhalb der wenigen Minuten, in denen sie das mögliche Bildergebnis in SW betrachten, alle visuellen Eindrücke im Leben in Farbe sehen und beurteilen.

Werdet zu einem guten Beobachter für das, was ihr seht, was das Licht mit eurem Motiv macht und wie die Kamera es im Ergebnis einfängt um vom jeweiligen Ausgangspunkt die richtige Entscheidung zu treffen. In der Fotografie geht es oft nicht darum aus dem Stand ein perfektes Bild zu machen, sondern es geht um Entscheidungen, was ihr vom jetzigen Status quo – z. B. das Displaybild – verändern müsst um zu eurem Wunschergebnis zu kommen. Es sind unsere Entscheidungen und das resultierende Handeln, das kreative Prozesse voranbringt!! Das dies in der SW-Fotografie über der uns angeborenen Sicht in Farbe möglich ist, haben unzählige Fotografen, die für ihre grandiosen SW-Bilder bekannt sind, bewiesen.

Ich wünsche euch eine gute Zeit

Euer Boris

 

Jenseits von Afrika | Maike

Ich war mit Maike unterwegs. Diesmal in einem großen Wanderdünengebiet mit sehr skurrilen Strukturen, also ganz mein Ding! Falls die Frage aufkommen sollte, ich arbeite steht ohne weitere Hilfsmittel, wie Reflektoren, Kunstlicht usw. Wie immer nur meine Kamera und ein 50 mm Objektiv.

 

 

NEWSLETTER #03 // August 2022

Willkommen bei der dritten Ausgabe meines Newsletters.

Fenster-Hack

Heute gibt es einen Quicktipp mit einer Plexiglasscheibe. Da ich meine Bilder in meiner Galerie “glaslos” hänge (zero reflexion), hatte ich noch ein paar Plexiglasscheiben rumstehen. Damit die Wassertropfen haften bleiben und sie ihre Spannung behalten einfach in die Sprühflasche ein wenig Öl mit ins Wasser geben und gut schütteln. Bei empfindlichen Bodenbelägen an ein großes Handtuch zum unterlegen denken. Mein Parkettboden hat es mir gedankt.

How I think about it // Macht mich die Kameratechnik zu einem besseren Fotografen?

Ich habe den Eindruck in der Fotografie wird zu Bildern immer mehr über den Einsatz einer besonderen Kameratechnik gesprochen, als dass es um die Essentials des Fotografierens ginge. Zumindest beobachte ich, dass Fotografen, die mit ihren Ergebnissen unzufrieden sind, eher über den Kauf einer neuen Kamera oder eines aus berufenem Munde empfohlenen Objektivs nachdenken, als über ihre Fotografie. Das finde ich persönlich sehr schade, weil ich mir vielleicht eine Chance für meine fotografische Entwicklung verbaue. Wäre es da nicht vielleicht zielführender sich zu fragen: „Warum fotografiere ich oder wofür begeistere ich mich besonders?“ Zum Beitrag geht es HIER

Selected Works

Ich möchte euch eine Bildstrecke mit der bezaubernden Dilbar zeigen. Eine weitere, sehr besondere Strecke (Vol. 1), ist in gedruckter in “in between”, der elften Ausgabe meines FineArt-Magazins, veröffentlicht. Die komplette Bildstrecke (Vol. 2) zu Dilbar gibt es HIER 

“Porträtfotografie mit Seele” – mein neues Workshop-Konzept

Entgegen der häufigen Diskussionen zur Kameratechnik die eigentlich keinen primären Einfluss auf die Bildinhalte hat, habe ich mir Gedanken gemacht, was es denn tatsächlich ist, warum ein Bild mich berührt und ein anderes eben nicht. In meinen Workshops und Einzelcoachings „Porträtfotografie mit Seele“ fokussiere ich bewusst auf die Elemente, die auf der Ebene der Bildinhalte zu einem „guten Bild“ führen. Was genau sind die Zutaten dazu, dass mein Bild den Bildbetrachter berührt und ihn zum verweilen einladen um sich eigene Gedanken zu machen. Sein Kopfkino anregt. Dazu gehört auch der Bereich der Soft-Skills zur Modell-Kommunikation, die für mich ein weiteres Essential für meine Bildergebnisse ist. Auch wenn ich dazu konkrete Antworten gebe, ist es mir hier genauso wichtig, euch die richtigen Fragen zu eurer Fotografie mit auf dem Weg zu geben. Meine Workshops findet ihr HIER und einen sehr ausführlichen Beitrag zum Thema Modellkommunikation findet ihr HIER

Newsticker

  • Nur noch 1 Exemplar von “Seven Days in Paradise” erhältlich. Wer demnächst seine eigene Shooting-Tour plant, für den könnte „Seven Days in Paradise“ sowohl Inspiration als auch Ratgeber für die Planung und Umsetzung sein. „Seven Days in Paradise“ ist eine Sonderausgabe zu meiner Shooting-Tour nach Fuerteventura. Mehr dazu gibt es HIER
  • Die Redaktion vom SWAN Magazine hat eine Buchrezession über meine zehnte Publikation “Shades of Light” herausgegeben und nicht nur sehr genau “zwischen die Zeilen” geschaut, sondern auch unerwartetes offengelegt.
    Zum ausführlichem Beitrag geht es HIER
  • Es gibt einen neuen Workshoptermin. Am 28. August 2022 sind noch 2 Plätze frei. Mehr dazu gibt es HIER 

Buchempfehlung

Zugegeben nicht sehr uneigennützig aber „in between“, die elfte Ausgabe meines FineArt-Magazins, geht an den Start und kann ab sofort vorbestellt werden. VÖ ist am 10. September. Wer meine FineArt-Magazine kennt, weiß wieviel Herzblut ich in jede einzelne Ausgabe stecke. Diesmal gibt es ausschließlich komplette, sehr unterschiedliche, Bildstrecken. Sieben an der Zahl. Also Storytelling pur. Und mit “all-in”, der Bildstrecke mit Laura, verbinde erstmals sowohl Outdoor als auch eine On-Location innerhalb einer Story.

„In between“ ist tatsächlich ein Teil meiner Bildsprache, somit auch ein Teil von mir. Ich bin fast schon obsessiv auf der Suche nach „dem Bild dazwischen“, das, auch wenn es einer Inszenierung unterliegt, wie beiläufig erscheint. Als würde der Bildbetrachter zufällig einer Geschichte oder eines Augenblicks beiwohnen. Im Mittelteil gibt es auch ein kurzes Essay zu den Zutaten, die ich zu „in between“ in meinen Bildern verwende. Zu “in between” geht es HIER

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Wenn ihr besondere Anregungen, Themen oder Fragestellungen zu meiner Fotografie habt, schreibt es mir sehr gerne! per E-Mail. Vielleicht greife ich euer Thema ja bereits im nächsten Newsletter auf.

Danke für eure Aufmerksamkeit und euch eine gute Zeit

Euer Boris

 

Archiv

 

 

Macht mich die Kameratechnik zu einem besseren Fotografen?

Ich möchte gerne meine Gedanken zu diesem Thema mit euch teilen. Wohl wissend, dass es meine ganz subjektive Sicht auf die Fotografie ist und auch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Wenn ich von Kameratechnik spreche meine ich es sowohl im Buchstäblichen Sinne, also die Hardware (Kamera, Objektive, Blitze, usw.). Es wird aber auch einen Sidekick auf die Prozesse nach Entstehen des Bildes (dem Drücken des Auslösers) geben, da hier gerne vom Weg auf das Ergebnis geschlossen wird, was meines Erachtens in eine Sackgasse führen kann.

Ich habe den Eindruck in der Fotografie wird zu Bildern immer mehr über den Einsatz einer besonderen Kameratechnik gesprochen, als dass es um die Essentials des Fotografierens ginge. Dies beobachte ich auch in zahlreichen Blogs und Podcasts. Präsentierte Bilder werden auch gerne mal über Hilfsgrößen qualifiziert, wie: Analog, Vintage-Objektiv, Kameramarke, (place any). Aber auch Begriffen wie „ooc“ (out of cam) scheinen ein Bild qualitativ aufzuwerten. Wobei „ooc“ meist bedeutet, dass das Bild als Jpeg-Format mit einem Preset fotografiert wurde und man sich die Nachbearbeitung gespart hat. Dies machen übrigens auch Handykameras, und gar nicht so schlecht. Mal Hand aufs Herz: Oft sind es Hilfsgrößen, die man dem präsentierten Bild wahrscheinlich nicht entnehmen würde und meist auch keinen „primären“ Einfluss auf das Bildergebnis haben. Ich erinnere nur an den vielzitierten Leica-Look, den wir vielleicht nur dann glauben wahrzunehmen, wenn aus berufenem Munde darauf hingewiesen wird. Dazu hatte ich kürzlich bei einem Kollegen auf seinem Instagram-Account den Titel „Leica Fotograf“ gelesen und dachte mir: „Gut, dass er es dazu geschrieben hat! Den Bildern hätte ich es nicht entnommen.“

Vielleicht ist es auch symptomatisch für die Schnelllebigkeit von Social Media, und dem Bedürfnis sich von der Masse als „Besonders“ abzuheben um sichtbar zu werden. Zumindest beobachte ich, dass Fotografen, die mit ihren Ergebnissen unzufrieden sind, eher über den Kauf einer neuen Kamera oder eines aus berufenem Munde empfohlenen Objektivs nachdenken, als über ihre Fotografie. Das finde ich persönlich sehr schade. Wäre es da nicht vielleicht zielführender sich zu fragen: „Warum fotografiere ich?“ oder „Wofür begeistere ich mich besonders?“ Aber wie entscheidend sind denn diese technischen Merkmale für ein „gutes Bild“? Darauf, was für mich ein gutes Bild ist, komme ich gleich noch. Zu diesen Gedanken hat sich mir eine essenzielle Frage aufgedrängt, der ich nachspüren möchte:

Werde ich über die Kameratechnik zu einem besseren Fotografen?

Dazu habe ich mich einmal umgeschaut, wie ich es in anderen Bereichen wahrnehme. Ich denke nicht, dass ich zum besseren Schriftsteller werde, wenn ich für mein Werk ein besonderes Papier oder Schreibgerät verwende. Gleiches gilt sicherlich für die Malerei. Und ich habe noch nie von einem Sternekoch beim Servieren gehört: Dieses Soufflé ist mit einer Tefal 7900 oder einem besonderen Kochgasgemisch entstanden. Ist es in der Fotografie vielleicht anders? Mir ist auch in der Fotografie kein Werk bekannt, das über Generationen begeistert und dies über eine besondere Technik oder ein cooles Preset erzielt hätte. Auch wenn sogenannte „Markenbotschafter“ uns dies gerne glauben machen wollen.

Was ist es dann, was das Bildergebnis primär beeinflusst?

Bilder die ein Publikum nachhaltig berühren, tun dies nicht, weil sie einen coolen Look haben. Ein cooler Look kann eine kurze Begeisterung auslösen, wenn aber der Bildinhalt es nicht schafft mich zum Verweilen einzuladen, bleibt es bei einem kurzen Impuls. Einer schicken Verpackung. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Nicht selten werden Look und Bildinhalte in einen Topf geworfen.
Ich denke, Bilder sollten den Bildbetrachter berühren, bestenfalls Fragen provozieren und ihn einladen sich eigene Gedanken zu diesem Bild zu machen. Sein Kopfkino anregen. Zum Allgemeinplatz „ein gutes Bild“, an dieser Stelle meine ganz subjektive Sicht, wann mir eines meiner Bilder besonders gefällt. Kriterien wären u. a.:

  • Drückt das Bild meine Sichtweise aus?
  • Entspricht es meinen Wünschen zum Zeitpunkt der Aufnahme?
  • Befriedigt es mich kreativ?
  • Ruft es Emotionen hervor?
  • Lädt es zu Fragen ein, wie z. B.: „Was beschäftigt sie grade. Was war davor oder was passiert danach?“

Bei all diesen Fragen geht vielmehr um die Bildinhalte, als die Verpackung. Wenn es jetzt um die Frage geht: „Wie werde ich zum besseren Fotografen?“ hat es mir sehr geholfen mich zu fragen: „Was möchte ich mit diesem Bild erreichen?“ Wenn ich weiß, was ich mit meinen Bildern erreichen möchte, kann ich hinterfragen was diesen noch fehlt. Wenn sich die Antwort darauf allerdings nur auf technische Kriterien beschränkt, wie: Ein cooler Cyanbraun Look oder eine altes Vintage Objektiv, sollten wir uns ernsthaft Gedanken machen, ob wir uns nicht in eine Sackgasse hinein bewegen.

Das nächste Waschmittel wäscht weißer

Wenn nur technische Standards der Maßstab für gute Bilder wären, gäbe es auch keine weiße Wäsche! Denn das nächste Waschmittel wäscht weißer. Und dies Jahr für Jahr, schon seit über 100 Jahren Waschmittelwerbung. Aber noch einmal zu der Frage: „Was beeinflusst den Bildinhalt?“

Da mein Genre die Porträtfotografie ist, möchte ich es dazu einmal beleuchten. Wenn wir ein Bild betrachten, sehen wir Gestaltungselemente wie: Assessors, Perspektive, Unschärfe, Schnitt, Licht usw. Alles Elemente, für die ich mich bewusst entscheiden muss. Und vor allem sehen wir was zum Zeitpunkt des Auslösens zwischen zwei Menschen (der Muse und dem Fotografen) passiert, auf der Ebene von Emotionen, Empathie und Vertrauen. All diese Elemente sowie die dazugehörigen Entscheidungen kann mir die Kameratechnik nicht abnehmen. Wenn wir einmal die Grundannahme akzeptieren, dass zum Zeitpunkt des Auslösens alle primären Bildinhalte festgeschrieben sind bedeutet es auch, dass der Handwerkliche Prozess im Anschluss diese nicht mehr beeinflussen wird, sondern lediglich das vorhandene akzentuiert oder die Bildaussage unterstützt. Wenn diese für den Bildinhalt entscheidenden Aspekte nicht matchen, wird mich auch das Mysterium eines Leica Looks oder ein cooles Preset nicht retten. Wobei ich persönlich glaube das der Leica-Look mehr ein romantisches Gefühl als technisch nachweisbar ist. Ihr mögt es mir nachsehen und bitte jeder nur einen Stein.

Gleiches gilt für den handwerklichen Entwicklungsprozess in der Analog-Fotografie. Die Analogfotografie erlebt grade wieder eine Renaissance. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Motive analog zu fotografieren, immer zum gewünschten Ergebnis führen. Ich denke da ist der Wunsch schon mal der Vater des Gedankens. Es ist schlicht ein anderer Weg zum Ergebnis.

Ich möchte den Anteil der eingesetzten Kameratechnik in keiner Weise „kleinreden“. An dieser Stelle bitte richtig verstehen. Natürlich ist Kameratechnik unabdingbar um ein Bild zu erstellen. Sicherlich gibt es auch technische Rahmenbedingungen. Um nicht unscharf zu werden, möchte ich externe Vorgaben, z. B. durch den Kunden, einmal außen vorlassen. Ich kann durch den gezielten Einsatz akzentuieren und darüber den Bildbetrachter darin unterstützen, die gewünschte Bildaussage besser wahrzunehmen. Sei es den Blickwinkel über eine bestimmte Brennweite, den Freistellungsgrad, die Dynamik des Looks, einen veränderten Schnitt usw. Aspekte, die ich selbstverständlich auch in meiner Fotografie nutze! Ich steuere z. B. bewusst den Blickwinkel auf das Motiv über meine 50mm Festbrennweite und erziele über meine bevorzugte Blende von f 1.4 die gewünschte Freistellung. Dazu kurz am Rande: Ich verwende die Offenblende nicht vorrangig für ein tolles Bokeh. In erster Linie ist mir die Freistellung zum Hintergrund wichtig. Ich möchte, dass sich der Hintergrund, sei es eine Hafenkulisse oder ein möblierter Raum, zur Orientierung in die Geschichte einbindet (Storytelling), aber nicht vom Hauptmotiv ablenkt! Das damit verbundene Bokeh ist ein angenehmer Nebeneffekt. Aber all diesen Elementen setzten eine bewusste Entscheidung voraus. Hier gilt für mich „form follows function“. Der Look, Bokeh, (place any) muss dem Bildinhalt dienen und sollte nicht zum Selbstzweck werden, wie es der eine oder andere selbsternannte „Bokehschist“ gerne mal propagiert. Dies sind alles Faktoren die ich als Eingangsvoraussetzung sehe um mit der kreativen Arbeit zu beginnen. Es ist aber nicht ausreichend und es führt nicht zwangsläufig zu einem guten Ergebnis. Dieser Gedanke führt mich zur nächsten Frage:

Welchen Stellenwert hat denn dann die Kameratechnik in der Fotografie?

Zum einen denke ich es ist das was es ist: Ein Werkzeug. Und egal in welches „Markenlager“ ich schaue, fast jedes System ermöglicht es heute für unterschiedliche Aufgaben und Standpunkte handwerklich einwandfreie Abbilder zu schaffen. Und zum Beherrschen der erforderlichen Technik gehört dann, wie auch in jedem anderen Handwerk, üben, üben, üben.

Es sind die Vorlieben, die es zu achten gilt

Auch wenn es etwas plump klingen mag, geht es bei der Wahl der Kameratechnik nicht um die persönliche Entwicklung, sondern wie es bei Werkzeugen und Arbeitsweisen so ist, gibt es immer persönliche Vorlieben. Und genau hier sollte eine Differenzierung stattfinden. Ich denke jeder sollte die Technik und den Workflow einsetzen mit der er sich im Prozess am sichersten und wohlsten fühlt, um seine Vorstellungen zu transportieren. Und ihm Freude bereitet oder auch inspiriert. Schließlich sollte es unsere Begeisterung unterstützen und nicht zu einem notwendigen Übel werden. Dies beginnt bereits mit der Griffigkeit des Kamera-Bodys. Mit dem primären Ziel, sich auf das wesentliche fokussieren zu können, die Bildinhalte. Und wenn mich die Ästhetik z. B. einer Leica M besonders anspricht und motiviert, dann ist dies ein absolut legitimer Grund, zu diesem Modell zu greifen.

Dazu gehört es auch Barrieren zu erkennen und zu beseitigen. Hierzu einmal ein einfaches Beispiel aus meinen Workshops. Ich erlebe des Öfteren, dass Teilnehmer z. B. eine Budgetlinse einsetzen, deren Schärfe sie nicht vertrauen. Beim Life-Shoot beobachte ich dann, wie die stetige Erwartung unscharfer Bilder sie daran hindert, sich frei dem kreativen Prozess zu widmen oder den feinen Vertauensdraht zum Model aufrecht zu erhalten. Einfache Lösung ist sich dann um eine Linse zu kümmern, mit der ich mich sicher und damit auch wohl fühle. Wieder mit dem Ziel mich aufs wesentliche zu konzentrieren. Genau hier hat die Kameratechnik ihren Stellenwert.

Es bleibt aber immer noch die Grundvoraussetzung um mit der kreativen Arbeit starten zu können. Wenn aber die Technik zum Selbstzweck für „bessere“ Fotografie, persönliche Entwicklung als Fotograf, place any erhoben wird, denke ich, dass hier „Das Pferd von hinten aufgezäumt wird.“ Am Ende des Tages muss das Bild mit seinem Inhalt das Publikum überzeugen, egal wie es entstanden ist. Da gibt es viele verschiedene Wege, Prozesse und Vorlieben, die gleichermaßen zu einem guten Ergebnis führen.

Auch ein Grund, der mich dazu bewogen hat, meinen Workshop neu zu konzipieren. Ich habe mir Gedanken gemacht, was es denn tatsächlich ist, warum ein Bild mich berührt und ein anderes eben nicht. In meinen Workshops und Einzelcoachings „Porträtfotografie mit Seele“ fokussiere ich bewusst auf die Elemente, die auf der Ebene der Bildinhalte zu einem „guten Bild“ führen. Was genau sind die Zutaten dazu, dass mein Bild den Bildbetrachter berührt und ihn zum Verweilen einladen um sich eigene Gedanken zu machen. Sein Kopfkino anregt. Dazu gehört auch der Bereich der Soft-Skills zur Kommunikation, die für mich ein weiteres Essential zum Bildergebnis ist. Meine Workshops findet ihr HIER und einen sehr ausführlichen Beitrag zum Thema Modellkommunikation findet ihr HIER

In diesem Sinne euch eine gute Zeit

Euer Boris

 

 

Female Dandy | Vol. 2

Ich möchte euch hier eine Bildstrecke mit der bezaubernden Dilbar zeigen. Eine weitere, sehr besondere Strecke (Vol. 1), ist in gedruckter in “in between”, der elften Ausgabe meines FineArt-Magazins, veröffentlicht.

 

NEWSLETTER #02 // Mai 2022

Willkommen bei der zweiten Ausgabe meines Newsletters, den ich ca. 10mal im Jahr an euch versende.

Industriefenster-Hack

Wer mich und meine Arbeiten kennt weiß, dass ich mit Wonne meine möblierte On-Location mit alle seinen Facetten ausreize. Böse Zungen behaupten ja, ich bin einfach nur zu faul um aus dem Haus zu gehen. Tatsächlich reizt es mich mit derselben Location durch „einfache“ Kniffe unterschiedlichste Bildstimmungen und Assoziationen zu transportieren. Den Beitrag findet ihr HIER

How I do it // Modell-Kommunikation

In diesem Beitrag möchte ich euch teilhaben lasse, welchen Stellenwert die Kommunikation mit den Menschen vor der Kamera für mich und meine Bildsprache hat. Welche Elemente ich dazu einsetze, die „Dos and Don’ts“ für stimmungsvolle Bilder und wie unser unbedachtes Verhalten dazu führen kann, dass die Stimmung kippt. Zum Beitrag geht es HIER

Newsticker

  • Nur noch 12 Exemplare von “Seven Days in Paradise” erhältlich. Wer demnächst seine eigene Shooting-Tour plant, für den könnte „Seven Days in Paradise“ sowohl Inspiration als auch Ratgeber für die Planung und Umsetzung sein. „Seven Days in Paradise“ ist eine Sonderausgabe zu meiner Shooting-Tour nach Fuerteventura. Mehr dazu gibt es HIER
  • Ich war übrigens im Mai auf der achten PHOTO POPUP FAIR in Düsseldorf. Es war sehr inspirierend die Arbeiten von rund 50 sehr unterschiedlichen Fotokünstlern nicht nur zu betrachten, sondern auch mit dem einen oder anderen über seine Arbeiten zu sprechen. Ich finde Events, wie diese, unglaublich wichtig um auch einmal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Besonders habe ich mich darüber gefreut, auch einige meiner “Leser” persönlich zu treffen. Danke für die tollen Gespräche.
  • Immer mehr Fotograf*innen wagen den Schritt ihre Arbeiten in gedruckter Form zu publizieren. Das feiere ich fett!!! Ebenso freue ich mich, dass mein speziell dafür entwickeltes Coaching-Format so gut angenommen wird. Es macht mir unglaublich viel Freude euch an eurem individuellem Ausgangspunkt abzuholen und meine Erfahrungen aus mittlerweile zehn Publikationen, von der Bildidee bis zum druckfrischen Werk, mit euch zu teilen. Wenn ihr selbst damit liebäugelt, euch aber noch unsicher bei der Umsetzung seid könnte das Format auch für euch interessant sein um Handlungssicherheit zu bekommen. Es gibt Fehler, die muss man nicht selber machen. Mehr dazu HIER
  • Ich befinde mich grade in den Startlöchern für die Planung eines kleines Events in meinen Galerie- und Arbeitsräumen, dass ich gerne dieses Jahr noch umsetzen möchte. Ich werde unter dem Motto “Galeriegespräch” Einblicke hinter die Kulissen meiner Arbeit und besonderer Projekte geben, Es wird auch eine Bilderausstellung mit meinen Arbeiten geben. Vielleicht auch verbunden mit dem Release der Ausgabe 11 meines FineArt-Magazins. Näheres gibt es in einem der nächsten Newsletter

Selected Works

Dockside // Ich möchte euch hier gerne eine Bildstrecke mit Lea zeigen. Übrigens, wenn ich bestimmte Bildideen im Kopf habe schau ich auch mal nach passenden Stücken, wie z. B. diese Bluse, um sie meinen Fundus zuzuführen. Bei dieser Bluse finde ich die Kombination aus Transparents und klaren Linien besonders spannend.

Buchempfehlung

Heute möchte ich euch das Buch “Die Seele der Kamera” von David duChemin vorstellen. Fast jede Kamera ist heute in der Lage ein technisch einwandfreies Abbild zu machen. David duChemin beleuchtet, was bei den tausenden täglich veröffentlichter Bilder die wenigen ausmacht, die uns wirklich erreichen, die wir nicht nur wahrnehmen, sondern die uns berühren, packen, faszinieren. David duChemin zeigt in seinem Buch, illustriert mit seinen Fotografien, wie solche Fotografien entstehen, und welche Qualitäten der Fotograf für eine gelingende Fotografie entwickeln sollte. Jenseits des Handwerklichen spielen dabei Begriffe wie Konzept, Disziplin, Achtsamkeit, aber auch Empathie und Authentizität die entscheidende Rolle. Die unterschiedlichen Perspektiven und Betrachtungsweisen, die David duChemin grade jenseits der Technik aufzeigt, finde ich trotz der einen oder anderen textlichen Länge sehr! inspirierend und bereichernd. Für Fotograf*nnen die überwiegend an den handwerklichen und technischen Aspekten der Fotografie interessiert sind, ist dieses Buch vielleicht nicht die beste Wahl.

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Wenn ihr besondere Anregungen, Themen oder Fragestellungen zu meiner Fotografie habt, schreibt es mir sehr gerne! per E-Mail. Vielleicht greife ich euer Thema ja bereits im nächsten Newsletter auf.

Danke für eure Aufmerksamkeit und euch eine gute Zeit

Euer Boris